„Ich hasse dich!“ – Wenn Aggression in der Pubertät Eltern mitten ins Herz trifft
Wie du mit Eskalationen umgehst, ohne die Verbindung zu verlieren
„Halt die Fresse und geh raus!“
So laut, so roh, so verletzend.
Diese Worte trafen mich an einem Nachmittag, der mir wohl in Erinnerung bleiben wird. Nicht als Datum, sondern als Gefühl.
Mein Sohn – damals etwa 13 Jahre alt – hatte genug. Genug von mir, genug vom Tag, genug von allem.
Ich stand in der Tür, hatte ihn an eine Aufgabe erinnert und plötzlich: Wut. Ausbruch. Knall.
Für einen Moment war da nur Stille in mir.
Dann Scham. Traurigkeit. Wut.
Und diese nagende Frage: Wie konnte es nur so weit kommen?
Aggression in der Pubertät: Ein Ruf, kein Urteil
Wenn Jugendliche uns anschreien, Türen knallen oder Dinge sagen, die uns tief verletzen, fühlen wir uns oft hilflos.
Doch so sehr Worte wie „Ich hasse dich!“ oder „Du bist die schlimmste Mutter der Welt!“ wehtun – sie sind in den seltensten Fällen ernst gemeint.
Was wir erleben, ist Aggression in der Pubertät – ein Ausdruck von Überforderung, ein verzweifelter Versuch, sich abzugrenzen.
Es geht nicht um dich. Es geht um ihn – oder sie.
Um Gefühle, die zu groß geworden sind.
Um Gedanken, die keine Sprache finden.
Aggression gegen Eltern: Was steckt wirklich dahinter?
In meiner Arbeit als Elterncoach begegnen mir diese Fragen immer wieder:
„Warum hasst mein Kind mich plötzlich?“
„Wie soll ich auf diese Respektlosigkeit reagieren?“
„Was habe ich falsch gemacht?“
Meine Antwort ist oft eine Gegenfrage:
Was tut dein Kind gerade für sich?
Denn Aggression gegen Eltern ist selten persönlich gemeint.
Sie ist ein Symptom – keine Diagnose.
📌 Mögliche Hintergründe:
Emotionale Überforderung
Leistungsdruck in der Schule
Identitätskonflikte
Familiäre Spannungen
Unerkannte Ängste oder Unsicherheiten
Pubertät ist wie ein inneres Beben – und du bist oft das nächste feste Ziel
Konflikte in der Pubertät: Beziehung statt Machtkampf
Viele Eltern greifen im Affekt zu klassischen Reaktionen:
Strafen
Rückzug
Moralpredigten
Kontrolle
Aber was dein Kind in diesen Momenten braucht, ist Regulation – nicht Reaktion.
🔹 Bleib ruhig. Nicht aus Gleichgültigkeit, sondern aus Klarheit.
🔹 Warte ab. Nicht um zu ignorieren, sondern um Raum zu geben.
🔹 Sprich später. Wenn sich der Sturm gelegt hat.
Ein Beispiel, was du sagen kannst:
„Das vorhin war hart. Ich will verstehen, was dich so wütend gemacht hat. Ich bin hier.
Eltern dürfen wütend sein – aber nicht mitmachen
Auch du darfst fühlen, was es mit dir macht.
Du darfst verletzt sein, traurig, enttäuscht.
Aber du musst nicht zurückschlagen – weder mit Worten noch mit Verhalten.
💡 Eltern sein heißt nicht, alles zu ertragen. Es heißt, Halt zu geben – auch in dir selbst.
Und ja, du darfst dir Unterstützung holen.
Was wirklich hilft – 5 Impulse bei Eskalationen
Raus aus dem Machtkampf:
Du musst nicht gewinnen. Dein Kind auch nicht. Es geht um Beziehung, nicht um Sieg.Grenzen setzen – liebevoll und klar:
„So möchte ich nicht, dass du mit mir sprichst. Ich bin bereit für ein Gespräch, wenn du dich beruhigt hast.“Eigenes Nervensystem regulieren:
Atme. Spüre deine Füße. Sprich erst, wenn du wirklich bei dir bist.Nicht sofort analysieren:
Manchmal braucht es nur ein „Ich sehe dich. Und ich bleibe.“Worte wieder in Verbindung bringen:
Nach der Eskalation ist vor dem Gespräch. Sprich, wenn dein Kind aufnahmefähig ist – nicht, wenn du recht haben willst.
Du musst das nicht allein schaffen
Wenn du dich in diesen Situationen immer wieder überfordert fühlst, ist das kein Zeichen von Schwäche.
Es ist ein Zeichen von Verantwortung.
Denn niemand hat uns auf diese Phase vorbereitet.
Deshalb biete ich 🔗Elternberatung an – für genau solche Momente.
Wir schauen gemeinsam hin:
🔸 Was triggert dich?
🔸 Wo verlierst du deine Klarheit?
🔸 Wie kannst du liebevoll und präsent bleiben – auch in der Wut?
Fazit: Aggression ist keine Ablehnung – sondern ein Ausdruck von Nähe
Wenn dein Kind dir etwas entgegenschleudert, was weh tut, dann nicht, weil es dich nicht liebt.
Sondern weil du der sichere Hafen bist, den es sich leisten kann, anzuschreien.
💬 „Ich hasse dich!“ bedeutet oft:
„Ich bin überfordert und brauche dich. Nur anders.“
Liebe zu dir. ❤️
Deine Franziska